Jedesmal wenn ich für eines meiner Modellbau Projekte ein Bauteil fertiggestellt habe, nehme ich im Anschluss Mass am bisherigen Modell Zwischenstand, um das Endergebnis ein Stückchen weiter vorwegzunehmen.
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So auch beim «Zylinderdeckel Verdränger», Teil 24 des Stirlingmotors «Laura» von Modellbau Bengs.
Im vorliegenden Fall habe ich den Vergleich allerdings gegenüber dem nächsten Schritt, Teil 19, der vorgefrästen Kolbenstangenführung vorgenommen, siehe rechtes Foto. Wenn man genau hinschaut, was man bei derartigem Modellbau immer tun sollte, fällt auf, dass die beiden äusseren Bohrungen der Kolbenstangenführung weiter auseinander liegen als die bereits mit M2 Gewinden versehenen Bohrungen ober- und unterhalb der Kolbenstangendurchführung in Teil 24, dem Zylinderdeckel Verdränger.
Nachgemessen, und sauber: der Abstand der beiden M2 Gewindebohrungen hätte 16 mm betragen sollen, ist von mir aber fälschlicherweise mit 15 mm ausgeführt worden.
Das ist jetzt blöd, denn die Bohrungen in beiden Bauteilen sollten den möglichst gleichen Abstand voneinander haben, damit sie, zusammen mit den beiden horizontalen Führungsbolzen (Teil 20) die koaxiale Führung einer möglichst leichtlaufenden Kolbenstange bilden sollen, wie nachfolgend gezeigt:
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Langer (Vor-)Rede – kurzer Sinn: der Flansch ist leider Schrott. Jedenfalls kann man ihn so wie er ist nicht brauchen. 😭
Was also tun? Der klassische Ansatz wäre, das Werkstück zu verwerfen und es aus einem frischen Rohmaterial neu anzufertigen. Dem stehen jedoch mehrere emotionale und faktische Hindernisse entgegen:
Erstens weist das Werkstück eine Reihe von Abmessungen und Bohrungen auf, welche mit einer gewissen Mühe gefertigt und auch richtig eingehalten wurden. Das gibt dem Werkstück einen Wert, von dem man sich nicht gerne trennt, trotz zweier Fehlbohrungen. Es ist ja nicht Alles schlecht. Das meiste ist sogar gut gelungen!
Zweitens sind die Materialabschnitte in den Bausätzen von Herrn Bengs zwar ausreichend für das jeweilige Modell bemessen, jedoch nicht mit «Luft» für evtl. Fehlschläge. Und ein Rundmaterial von ø30 mm habe ich weder in meiner Materialrestekiste, noch im regulären Materialvorrat herumliegen.
Die Kombination beider Umstände liess die Idee des «Flickens» des Werkstücks in einem rosigeren Licht erscheinen.
Da jede Bohrung mit Kerndurchmesser ø1.6 mm lediglich um 0.5 mm fehlplaziert ist, kann man nicht einfach an der richtigen Stelle neu bohren – der Bohrer würde unweigerlich ins alte Loch verlaufen. Die Löcher müssen also zunächst verschlossen werden, und zwar möglichst mit dem gleichen Material und einer Verbindungstechnik, die den erwarteten Schnittkräften beim erneuten Bohren und Gewindeschneiden im Grenzbereich zwischen altem Grundmaterial und Flicken standhalten würde.
Ich entschied mich, je Fehlbohrung ein M2 Modellbauschräubchen hart einzulöten und anschliessend durch minimales Überdrehen bündig zu verputzen. Ein Gewindestift in einer Gewindebohrung ergibt eine schön grosse Kontaktfläche mit einem definierten, engen Lötspalt. Vom Hartlöten versprach ich mir hohe Festigkeit ähnlich dem unverletzten Grundwerkstoff, fürs anschliessende erneute Anreissen, Körnen, Bohren und Gewindebohren. Zudem hatte ich die Erfahrung gemacht, dass das Flussmittel der Flussmittel ummantelten Silberlot Stangen ein extrem gutes Fliess- und Spaltfüllungsverhalten aufweist – das erschien mir für den vorliegenden Anwendungsfall ideal.
![](https://vielzutun.ch/wordpress/wp-content/uploads/2024/11/Schraubstopfen-1024x783.jpg)
Obwohl es zwei Fehlstellen gab entschied ich mich, diese nacheinander, in zwei separaten Durchgängen zu flicken. Der Grund dafür ist, dass ich die Planflächen des Flanschs als Anlageflächen beim Spannen im Dreibackenfutter meiner Drehbank verwenden wollte, und nur jeweils eine (1) Schraube in die Lücke zwischen zwei Backen des Dreibackenfutters passen würde:
![](https://vielzutun.ch/wordpress/wp-content/uploads/2024/11/HalbeMiete-1024x683.jpg)
Der zweite Flicken ist mir noch besser gelungen, und ist auch für Eingeweihte kaum auszumachen:
![](https://vielzutun.ch/wordpress/wp-content/uploads/2024/11/BereitZumAnreissen-1024x682.jpg)