Kegel drehen

Beim Bausatz für den Flammenfresser «Jarne» von Modellbau Bengs kommen auffallend viele kegelförmige Bauteile vor.

«Jarne» Zwischenstand am 25.07.2024

Daran ist nichts verkehrt – schliesslich handelt es sich bei «Jarne» um ein reines Funktionsmodell, welches nicht den Anspruch erhebt, einer historischen Vorlage ähnlich zu sehen.

Und schliesslich sind Kegel interessanter und «netter» anzusehen als schnöde Stücke Rundmaterial, welche die jeweiligen Zwecke rein funktional genausogut erfüllen würden. Soweit finde ich also alles gut – sonst hätte ich mich auch kaum zum Nachbau von «Jarne» entschieden.

Die Methode, die Herr Bengs für die Anfertigung der kegeligen Bauteile empfiehlt, die finde ich allerdings buchstäblich «schräg». In der auf seiner Webseite veröffentlichten Bauanleitung empfiehlt er, die kegeligen Bauteile abschnittsweise durch abgestufte Zylinder anzunähern und die Übergänge mit der Feile zu glätten:

Kann man so machen, anscheinend. Aber die Methode erscheint mir hochgradig fehleranfällig und wenig präzise. Selbst einfachste Drehmaschinen weisen fast immer einen Verdrehmechanismus des Oberschlittens relativ zum Querschlitten auf, extra für’s Kegeldrehen.

Kegeldrehen durch Rotation des Oberschlittens

So auch meine PM190-V Von Paulimot. Leider ist deren Skala zum Einstellen/Ablesen des Verdrehwinkels des Oberschlittens dermassen grob, dass sie für praktische Zwecke unbrauchbar ist.

Winkelskala des Oberschlittens meiner PM190-V

Für die angestrebte Präzision muss ich nämlich den Verdrehwinkel mit einer Genauigkeit von besser als einem Zehntel Winkelgrad einstellen – mit der obigen Skala völlig ausgeschlossen! Über den Winkel komme ich also nicht ans Ziel.

Dann kam ich auf die Idee, mittels einer auf dem Oberschlitten montierten Messuhr hilfsweise die erforderliche Abstandsänderung relativ zu einer unlackierten Metalloberfläche am Reitstock als Einstellgrösse zu nehmen:

Den projizierten Abstand des Kontaktpunkts der Messuhr mit dem Reitstock und der Verdrehachse des Oberschlittens habe ich mit einem Stahllineal bestmöglich ausgemessen. Er lag bei den verschiedenen Kegeln, die zu drehen waren, in der Grössenordnung zwischen 150 mm und 190 mm.

Die nötige Abstandsänderung ergibt sich mit Hilfe der Technischen Zeichnung aufgrund von Ähnlichkeiten der beteiligten Dreiecke:

Beispiel für einen Doppelkegel beim Bau von «Jarne»

Im Beispiel des linken, schlankeren von beiden obigen Kegeln verjüngt sich der Kegel im Radius auf einer Strecke von 53 mm um 3.0 mm, und zwar von 5.0 mm auf 2.0 mm. Daraus liesse sich zwar der Kegelwinkel berechnen, doch der nützt hier – wie gesagt – nichts.

Ähnlichkeitsnetrachtung als Ersatz für Kegelwinkel

Aufgrund der Ähnlichkeit der beiden Dreiecke (blau, rot) gilt:

3 : 53 = «Radius Kegelbasis» : «Abstand vom Kegelscheitel»

Ausgehend von einem neutralen, d.h. Bett-parallel eingestellten Oberschlitten, müsste ich für den gewünschten Kegel 3:53 und einen gemessenen «Abstand vom Kegelscheitel» (siehe Illustration) von z.B. 150 mm einen «Radius Kegelbasis» von

«Radius Kegelbasis» = 150 * 3 : 53 = 8.49 mm

einstellen.

Ich habe dieses Verfahren für alle vorkommenden Kegel angewandt und erhalte am schlanken Ende der Kegel den immer gleichen Zieldurchmesser von 4.0 mm jeweils mit einer Genauigkeit von ± 0.1 mm, bei äusserst geradliniger Kegelmantellinie.

Pleuelstange, mit bereits angelöteten Augen. Beim genauen Hinsehen erkennt man noch den Anriss, mit dem ich den Äquator markiert hatte

Nach dem inzwischen erfolgten Abschluss der Kegelfertigungen werde ich den Oberschlitten für die nächsten Arbeiten, bei denen es wieder auf bestmögliche Parallelität zum Bettschlitten ankommen wird, mittels Prüfdorn und Messuhr wieder einjustieren. Zwischen je zwei Kegeln hatte ich die Neutralstellung lediglich grob, durch Anschlagwinkel zwischen Quer- und Oberschlitten in die Nähe der Neutralstellung zurückgesetzt.

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