Rattermarken!

In meiner «Angstdisziplin» Bohren musste ich inzwischen dazulernen, dass Bohrungen nicht nur Positionsabweichungen aufweisen können. Sie können auch am Umfang unrund sein und am Bohrungsgrund Rattermarken aufweisen. So z.B. bei der Bohrung des Abluftventils im Zylinderkopf von «Jarne»:

Jarne’s Zylinderkopf: Blick von oben in die Abluftbohrung

Besonder ausgeprägt waren die Rattermarken am kegeligen Bohrungsgrund, und dort auch besonders störend. Denn der kegelige Bohrungsgrund soll eigentlich als Sitz für eine Ventilkugel dienen, welche zwar ein Abblasen nach aussen ermöglicht, aber ein Ansaugen nach Möglichkeit verhindern soll.

Das war der Plan: Kegelsitz für die Ventilkugel bei Spitzenwinkel des Bohrers von 135°

Die ausgeprägte Rauhigkeit aufgrund der Rattermarken des Bohrungsgrunds liess mich an der erhofften Dichtwirkung arg zweifeln.

Was kann man da tun?

Zunächst einmal Ursachenanalyse. Laut dem oben verlinkten Bericht können Rattermarken die vielfältigsten Ursachen haben:

  1. zu hohe oder zu niedrige Schnittgeschwindigkeit (bei gegebenem Bohrungsdurchmesser ist die proportional zur Drehzahl)
  2. zu hohe oder zu niedrige Vorschubgeschwindigkeit
  3. zu scharfes oder zu stumpfes Werkzeug (hier: Bohrer)
  4. zu elastische/unstabile Werkzeug- oder Werkstückführung
  5. etc.

Das hilft mir leider kaum weiter, denn ich habe weder Zeit noch Material, um ausgedehnte Versuchsreihen mit unterschiedlichen Schnittgeschwindigkeiten, Vorschüben und/oder Materialien zu fahren. Bohrer in ø 10.0 mm habe ich ebenfalls nur einen, und den würde ich für gut/scharf halten.

Bleibt die zu instabile Werkstückführung. Den Schuh muss ich mir tatsächlich anziehen. Während Bohrmaschine und Präzisionsschraubstock ausreichend robust und steif zu sein scheinen, enthielt die Schraubstockbefestigung auf dem Tisch der Bohrmaschine auch meinen kleinen und preiswerten Kreuztisch, dem ich über Aliexpress bezogen hatte. Den Kräften, denen er während einer ø 10.0 mm Bohrung ausgesetzt war, war er anscheinend nicht gewachsen.

Da eine Wiederholung der Werkstückbearbeitung mit gleichen Teilnehmern keine Änderung erhoffen liess (und ich zudem nicht mal gerade ø 50 mm Messing Rundmaterial rumliegen hatte) dachte ich darüber nach, wie ich das Bauteil «retten» könne. Dabei fiel mir mein Satz 90° Kegelsenker ein.

Satz Kegelsenker 90° Quelle: paulimot.de

Deren dreischneidige Ausführung liess mich eine gute Selbstzentrierung auch bei Abwesenheit einer steifen Werkstückführung erwarten. Der 90° Kegel versprach zudem eine bessere Zentrier- und Dichtwirkung der Ventilkugel. So habe ich es dann auch gemacht:

Links: Kegelsitz gebohrt mit 135° Spitzenwinkel; Rechts: Kegelsitz gesenkt mit 90° Spitzenwinkel (Durchmesser und Kegelwinkel massstäblich)

Hoffentlich hält die Änderung in der Praxis, was die Theorie verspricht.

So sieht das nachgebesserte Ergebnis aus:

Auch dafür gibt es keinen Schönheitspreis, aber eine funktionale Verbesserung dürfte die Kegelsenkung schon bringen.

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